Der mündliche Teil

Nach der Theorie kommt die Praxis, in diesem Fall die mündlich-praktische Prüfung. Sie erstreckt sich über zwei Tage und findet entweder in einem der Lehrkrankenhäuser oder in der Uniklinik statt. Meist macht man sich vor mündlichen Prüfungen fast in die Hose, schließlich weiß man im Gegensatz zum schriftlichen Teil nicht, was einen erwartet. Außerdem kommt man mit passivem Wissen, das zum Kreuzen noch ausreichte, nicht besonders weit. Und man will sich ja schließlich nicht blamieren... Oft verläuft die mündliche Prüfung aber wesentlich besser als die schriftliche und im nachhinein fragt man sich, warum man überhaupt so aufgeregt war. Wichtig ist aber eine gute Vorbereitung - und dass man sich nicht verrückt machen lässt.

Vorbereitung
Sobald du weißt, wer dich prüfen wird, solltest du Kontakt mit deinen Mitstreitern aus der Prüfungsgruppe suchen und gemeinsam einen Termin mit den Prüfern vereinbaren. Dabei können häufig die Themen etwas eingegrenzt werden: ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, etwas zwischen den Zeilen lesen, Tätigkeitsschwerpunkte der Prüfer herausfinden... Und natürlich: Prüfungs-Protokolle besorgen (z.B. auf der Seite unserer Fachschaft). Zum Üben können Bücher wie 100 Fälle Innere Medizin, Chirurgie in Frage und Antwort oder Fallbuch Innere Medizin nützlich sein. In Lerngruppen kann man das Formulieren von Antworten trainieren, denn vor lauter Kreuzchen vor den Augen hat man mehrsilbige Wörter und Nebensätze fast verlernt. Aber keine Panik: niemand kann erwarten, dass du alles perfekt beherrschst. Es wird immer noch eine Million Dinge geben, die du trotz aller Lernerei nicht weißt oder nicht kannst - eine Facharztausbildung dauert schließlich nicht umsonst mindestens fünf Jahre.

Geprüfte Fächer
Du wirst in vier Fächern geprüft: Innere Medizin, Chirurgie, deinem PJ-Wahlfach sowie einem zugelosten (bzw. einem vom Wahlfach abhängigen) Fach. Welches Fach das ist, wird dir mit den weiteren Daten (Ort und Zeit der Prüfung sowie Namen der Prüfer) in der Einladung zur mündlichen Prüfung mitgeteilt, die i.d.R. mindestens zwei Wochen vor dem Termin per Post zugestellt wird. Der Zeitraum, in dem der Prüfungstermin theoretisch liegen kann, erstreckt sich über mehrere Wochen, d.h. die ersten sind schon im Urlaub oder bei Vorstellungsgesprächen, während die anderen noch zittern.

Ablauf der Prüfung
Man wird in Gruppen mit bis zu vier Kandidaten geprüft. Der erste Tag findet dabei am Patientenbett statt und anschließend werden Fragen gestellt. Das läuft i.d.R. (abhängig vom Lehrkrankenhaus) folgendermaßen ab: In einem Vorgespräch mit den Prüfern wird dir mitgeteilt, wann du dich auf welcher Station melden sollst, wo dir dann dein "Prüfungspatient" zugeteilt wird. Den Vormittag verbringst du dann (noch ohne die Prüfungskommission) mit Anamnese, körperlicher Untersuchung und ggf. Aktenstudium. Daraus musst du eine schriftliche Epikrise inkl. Behandlungsplan und Prognose verfassen. Die dafür zur Verfügung stehende Zeit ist begrenzt, also behalte die Uhr im Auge! Nach einer Mittagspause stellst du der Prüfungskommission deinen Patienten vor. Danach werden dir (meist am Patientenbett) Fragen zum Fall gestellt oder du wirst aufgefordert, bestimmte Untersuchungen vorzuführen, Röntgenbilder zu beurteilen oder ähnliches. Keine Angst: Dabei wird kein Facharztwissen verlangt. Wenn du bei der Beurteilung des Röntgenbildes als erstes überprüfst, ob das Bild auch zum Patienten gehört und ob es sich um eine aktuelle Aufnahme handelt, macht das erstmal einen guten Eindruck. Wenn du dann noch einigermaßen strukturiert vorgehst, hast du schon gewonnen.

Der zweite Tag ist dann eine reine Fragestunde. Wenn du Glück hast, werden dazu Kaffee und Kekse gereicht, denn der Nachmittag kann ganz schön lang werden. Die Prüfung dauert für jeden Kandidaten an jedem der beiden Tage zwischen 45 und 60 Minuten. Danach zieht sich die Kommission zur Beratung zurück und verkündet schließlich das Ergebnis. Mit weichen Knien verlässt man den Ort des Geschehens und kann endlich sagen: "Lasst mich durch, ich bin Arzt!"

Und dann?
Feiern! Ausschlafen! Urlaub! Bewerbungen abschicken, Approbationsurkunde beantragen, vor der Exmatrikulation noch einen internationalen Studentenausweis besorgen (ein Jahr gültig), Doktorarbeit zu Ende bringen... - aber vor allem: feiern!

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